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Welchen Antrieb hätten Sie gerne?

Elektrische Fahrzeuge

Es ist kompliziert mit den Antriebsformen: Wer heute seine Staplerflotte aufrüsten oder ein neues Flurförderzeug bestellen will, steht vor der Qual der Wahl. Bleisäurebatterie oder Lithium-Ionen-Akku? Und was ist eigentlich mit der Brennstoffzelle? Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Energie ist kostbar. Die Frage, mit welcher Energieform der Stapler ausgerüstet wird, hat also viele Facetten. Wirtschaftliche und finanzielle zum Beispiel. Genauso aber geht es um die Frage der Infrastruktur und der Zukunftserwartung. Europa will bis 2050 klimaneutral werden – hat das Einfluss auf Investitionen rund um Antriebe? Wie entwickeln sich die Strompreise? Das Schweizer Beratungsunternehmen Prognos prophezeite in einer Studie im Mai einen Strompreis-Anstieg bis 2030 um etwa die Hälfte. Hinzu kommt, dass die Kundenerwartungen an Unternehmen sich ändern, und viele verstärkt Nachhaltigkeit einfordern. Eine gute Ökobilanz kann heute zum Wettbewerbsvorteil werden. All das gilt es vor einer Investition zu berücksichtigen. Und es wird nicht einfacher dadurch, dass sich manche Anbieter und Produzenten mit Verve auf eine Seite schlagen – aber eben nicht immer völlig uneigennützig. Unser Blogbeitrag will bewusst offen in alle Richtungen schauen. Denn gerade weil es so viele Facetten zu berücksichtigen gilt, ist die Antwort alles andere als eindeutig.


Bleisäurebatterie: Totgesagte leben länger?

Angesichts einiger der genannten Überlegungen wirkt die Bleisäurebatterie fast schon altbacken. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist sie industriell im Einsatz. „Die Technologie ist ausgereizt“, sagt Dyrk Draenkow, Produktmanager bei STILL. Weitere Entwicklungen sind nicht zu erwarten, also zum Beispiel Batterien, die deutlich kürzere Ladezeiten vorweisen können, oder eine deutlich höhere Leistungsdichte. Und was die Nachhaltigkeit angeht: Bleisäurebatterien enthalten so manchen umweltgefährdenden Stoff, der anspruchsvoll recycelt werden muss. „Das gelingt allerdings auch zu mehr als 90 Prozent“, betont Draenkow – einer der Pluspunkte, gerade weil der Energieträger schon so lange existiert.

Lead-Acid Battery

Tatsächlich wäre es viel zu früh, die Bleisäurebatterie komplett abzuschreiben. Entscheidend ist ein genauer Blick auf die Anforderungen. „Blei-Säure ist bei den Investitionskosten immer noch ganz weit vorne“, bekräftigt Björn Grünke, Produktmanager Energiesysteme und Spezialist für Batterien bei STILL. Mit rund 150 Euro pro Kilowattstunde hat die Batterie einen sehr niedrigen Anschaffungspreis. Allerdings gilt es auch hier, differenziert zu schauen und kritisch zu prüfen: Je nach Einsatz können sich nämlich Folgekosten verstecken. Bleisäurebatterien können nicht zwischengeladen werden – Betreiber müssen also jeweils längere Pausen und Batteriewechsel einplanen. Das bedeutet Zeitaufwand, erhöht die Unfallgefahr – und kann sich je nach Schichtmodell darauf auswirken, ob Fahrzeuge verfügbar sind, wenn sie gebraucht werden. Für manche Unternehmen summieren sich solche Produktivitätseinschränkungen schnell zu erheblichen Kosten.

„Wenn alle Fahrzeuge gleichzeitig nach Schichtende geladen werden, entstehen zusätzliche Stromkosten“, erklärt Grünke. Denn der Tarif der Energieversorger berechnet sich immer nach der Spitzenlast: „Auch wenn Sie nur einmal im Jahr maximal Strom entnehmen, zahlen Sie den höheren Tarif.“ Kurz gesagt, die Bleisäurebatterie lohnt sich insbesondere für all jene Anwender, die mit wenigen Fahrzeugen wenige Arbeitsstunden zu bewältigen haben. Hier kann sie ihren vollen Kostenvorteil ausspielen, während die eher unflexiblen Facetten nicht ins Gewicht fallen.


Lithium-Ionen-Batterie: Hinfort mit den Vorurteilen?

Wer die Lithium-Ionen-Batterie anspricht, stößt nach wie vor auf eine durchaus erstaunliche Zahl an Vorurteilen und Halbwahrheiten. Auch im Bereich Intralogistik, wo der Li-Ionen-Akku eigentlich bereits vergleichsweise lang etabliert ist. Die öffentliche Diskussion um Elektroautos scheint hier nachzuwirken. Dabei sind die meisten der damit verbundenen Störfaktoren in der Intralogistik gar kein Thema: Das für E-Autos noch unzureichende Tankstellennetzwerk zum Beispiel ist irrelevant, wenn der E-Stapler an jeder Ecke des Warenlagers an die Steckdose kann. Tatsächlich ist gerade die Flexibilität der große Pluspunkt der Lithium-Ionen-Batterie, die überall dort auftrumpft, wo Mehrschichten gefahren werden müssen.

Li-Ion Battery

„Li-Ionen-Batterien können jederzeit zwischengeladen werden, müssen nicht gewechselt werden und liefern im Einsatz konstant hohe Leistung“, fasst Dyrk Draenkow zusammen: „Da kommt es auch nicht wie bei Bleisäure im letzten Drittel zu einem Leistungsabfall.“ Auch was die Infrastruktur angeht zeigt sich der Akku schlank: Wechselstationen, Wassertanks oder Absauganlagen wie bei der Bleisäurebatterie – alles nicht nötig. Energieeffizient ist der Li-Ionen-Akku obendrein. Allerdings kann beim Schnellladen kurzzeitig ein besonders hoher Energiebedarf entstehen, was die Spitzenlast nach oben treibt. „Das kann man aber ziemlich smart in den Griff bekommen“, sagt Björn Grünke, der mit seinem Team viel Erfahrung darin hat, Unternehmen genau darin zu beraten und Ladezeiten so zu steuern, dass sich die Last möglichst gleichmäßig verteilt: „Lademanagement ist das Stichwort. Das Laden muss zeitlich entzerrt werden.“ Dank der Fortschritte in digitaler Vernetzung oder auch beim induktiven Laden werde da in Zukunft noch viel mehr möglich sein, ist der Fachmann überzeugt.

Nicht ganz so gut schneidet die Lithium-Ionen-Batterie bei den Anschaffungskosten ab. Aktuell ist der Preis im Verbleich zur Bleisäurebatterie doppelt bis dreimal so hoch. „Allerdings halten die Akkus auch mindestens doppelt so lange“, erinnert Grünke. Die Preiskurve seit 2010 stimmt ihn außerdem zuversichtlich, dass die Investitionskosten weiter sinken werden. Weitere Abstriche gibt es aktuell noch beim Thema Recycling, wo die Technologie nicht ganz so weit fortgeschritten ist. In manchen speziellen Einsatzfeldern kann zudem die Temperaturempfindlichkeit des Li-Ionen-Akkus eine Rolle spielen: Temperaturen unter 5 und über 35 Grad Celsius mag die Batterie nicht ganz so sehr. Das Fazit fällt insgesamt aber positiv aus. Die Lithium-Ionen-Batterie überzeugt vor allem als flexibler Antrieb. Anwender sollten vor allem darauf schauen, ob sie in ihrem Lageralltag Zeit und Ressourcen sparen können, wenn sie die Vorteile des vereinfachten Aufladens nutzen.


Brennstoffzelle: Wie nah ist die Zukunft?

Energie aus Wasserstoff klingt für manche noch immer nach Science-Fiction, dabei ist die Brennstoffzellen-Technologie fortgeschrittener, als offenbar bewusst ist. Auch hier darf man sich nicht von der Paralleldiskussion im Automobilbereich irritieren lassen: „Die Technologie ist heute absolut einsatzfähig“, betont Dyrk Draenkow. Der Clou: Der Strom kommt nicht aus der Steckdose, sondern wird im Fahrzeug erzeugt; die Brennstoffzelle wandelt dabei die im Wasserstoff gespeicherte Energie in elektrische Energie um. In den USA sind bereits jetzt mehr als 40.000 Flurförderzeuge mit Brennstoffzelle im Einsatz. 

Fuel-Cell Battery

Allerdings insbesondere bei Unternehmen, die im Zuge ihres Produktionsprozesses Wasserstoff benötigen oder herstellen. Tatsächlich sieht es beim Blick auf Europa bereits etwas ernüchternder aus: Hier fahren nur etwa 500 Fahrzeuge. „Und all diese eigentlich nur mit Hilfe staatlicher Förderungen, das muss ich selbst als Fan der Technologie einräumen“, sagt Draenkow.

Das Interesse an der Brennstoffzelle ist aber real und alles andere als Zufall: Der Antrieb spart Platz, benötigt keine Wechselbatterien und keine Ladegeräte, getankt wird an sogenannten Dispensern; innerhalb von zwei bis drei Minuten kann vollgetankt werden – ähnlich wie an der klassischen Dieseltankstelle. Es ist eine schnelle, sehr effiziente und produktive Antriebstechnologie. „Und um die Lastspitzen muss man sich eben auch keine Gedanken mehr machen“, fügt Draenkow hinzu. Wer auf die Brennstoffzelle setzt, investiert also gewissermaßen in die Zukunft – mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. „In Deutschland rechnet man damit, dass ab 2030 die Zahl der Wasserstoffanwendungen erheblich steigen wird“, sagt Draenkow. Das würde die Preise senken, die Infrastruktur vereinfachen und noch mehr Technologieschub bedeuten: „Aber natürlich ist das eine Prognose und von den politischen Rahmenbedingungen abhängig.“

Allerdings gibt es Entwicklungen, die aufhorchen lassen: Sowohl im Bereich des Schwerlastverkehrs als auch zum Beispiel in der Schifffahrt oder Luftfahrt wird derzeit mit Nachdruck am Brennstoffzelleneinsatz geforscht und experimentiert. Überall dort, wo schwere Lasten über längere Zeit befördert werden müssen und Li-Ionen-Akkus nicht sinnvoll zwischengeladen werden können. Schon jetzt gibt es Hochseefähren mit Brennstoffzelle und auch die ersten Kreuzfahrtschiffe testen. Innovationen in unterschiedlichen Branchen können sich also gegenseitig befruchten. Darüber hinaus könnte die Brennstoffzelle auch eine Antwort auf die Nachhaltigkeitsdebatte sein. Unter einer Voraussetzung: „Wenn es darum geht, CO2 zu vermeiden, dann ist das nur sinnvoll, wenn der Wasserstoff auch aus erneuerbaren Energien gewonnen wird“, sagt Draenkow.


Fazit: Welcher Antrieb darf es denn sein?

Wer sich also technologieoffen der Frage nähert, welcher Antrieb der sinnvollste ist, stellt schnell fest: Das hängt sehr von den eigenen Anforderungen und Gegebenheiten ab – und will durchaus wohl überlegt sein. Es lohnt sich, alle derzeitigen Alternativen in Ruhe zu prüfen, inklusive der nur scheinbar veralteten Bleisäurebatterie und der sehr wohl bereits einsetzbaren Brennstoffzelle. Der richtige Antrieb für die eigene Staplerflotte kann Zeit sparen, Flexibilität erhöhen oder an ganz unterschiedlichen Stellen Kosten senken – manchmal sogar alles gleichzeitig.

Übrigens: Unsere STILL Experten Dyrk Draenkow und Björn Grünke haben genau zu diesem Thema vor kurzem auch ein ausführliches Webinar moderiert und sind dabei auf viele der hier angesprochenen Aspekte noch einmal detaillierter eingestiegen. Sie finden das Webinar hier.


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