Die Schnittstelle für die Automatisierung: VDA 5050
Im Bereich Automatisierung hat sich bislang noch kein Standard flächendeckend etabliert. Dies erschwert jedoch die Vernetzung, die künftig noch entscheidender sein wird. Genau das will die Schnittstelle VDA 5050 lösen. Warum solche offenen Schnittstellen für die Zukunft der Intralogistik so wichtig sind.
Die Intralogistik lebt von Standards. Von der Europalette bis zum Barcode – ohne Standards würden viele Abläufe nicht so flüssig funktionieren, nicht so reibungslos ineinandergreifen. Denn sobald diese Standards existieren, wird es gleichgültig, welcher Produzent, welches Start-up und welcher Lagermanager hier gerade Waren transportiert, hebt oder kommissioniert. Ein Vorteil für alle Beteiligten. Aber was ist, wenn es um Automatisierung geht? Hier sind bislang viele Produzenten (durchaus zu Recht) stolz auf ihre findigen Einzellösungen, auf ihre individuellen, schlau durchdachten Hardware- und Softwarelösungen. Das führt dazu, dass es sehr aufwendig sein kann, automatisierte Lösungen vor Ort zu installieren und mit allen anderen relevanten Geräten und Komponenten kommunizieren zu lassen. Hier kommt die VDA 5050 ins Spiel: eine offene Schnittstelle, in diesem Fall zwischen fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und einer entsprechenden Steuerungssoftware, dem sogenannten Fleetcontroller.
Offene Systeme sind die Zukunft erfolgreicher Lösungen
„In der Öffnung der Systeme liegt die Zukunft erfolgreicher Logistiklösungen“, ist Florian Heydenreich, Executive Vice President Sales & Service STILL EMEA, überzeugt. Denn nur so sei es möglich, alle Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu optimieren. Das Thema Automatisierung, weiß Heydenreich, ist buchstäblich in aller Munde: Das Interesse der Kunden steige stetig. Flächendeckend schauen zahlreiche Branchen und Unternehmen auf das Thema – und erwarten funktionierende Lösungen. Die Pandemie und der Fachkräftemangel haben hier zusätzlich für Bewegung gesorgt. „Anwender, die verschiedene Prozesse und Arbeitsschritte automatisieren, können sich nicht unbedingt nur an einen Hersteller binden. Sie brauchen eine einfache Option, mit der auch verschiedene Automatisierungslösungen untereinander kommunizieren können“, sagt Heydenreich. Aber auch für die Hersteller ist eine offene Schnittstelle ein Gewinn: STILL könne damit leichter in bereits bestehende Automatisierungsanlagen einsteigen, so Heydenreich: „Alle neuen Fahrzeuge, die Kunden von STILL kaufen, sind auf VDA 5050 vorbereitet.“
Das ist auch deswegen sinnvoll, weil eine steigende Anzahl an Kunden in ihren Ausschreibungen das Thema VDA 5050 bereits voraussetzt. Insbesondere in prozessfokussierten Branchen wie der Automobilindustrie nimmt Heydenreich das verstärkt wahr. Klar ist zweifelsohne: Automatisierung und insbesondere autonome Fahrzeuge erfordern nach wie vor bei vielen Anwendern einen hohen Aufklärungsbedarf – sowohl technologisch als auch operativ. „Aber die Intralogistik geht auch hier voran“, betont Heydenreich, „und wir bei STILL nehmen die Verantwortung und die Chance sehr ernst, unseren Kunden mit unserer Automatisierungskompetenz beratend zur Seite zu stehen.“
Ein fahrerloses Transportsystem will vernetzt sein
Denn in dieser Technologie steckt die Zukunft: Optimierte Prozessketten, flexible Produktionslinien, smarte Lager – all das wird zwangsläufig von Endverbrauchern und damit auch von Unternehmen gefordert. Artikel wie der individualisierte Turnschuh mit eingraviertem Namen sind kaum denkbar ohne automatisierte Technologie. Und genau diese Art von Produkt wird künftig noch stärker eine Rolle spielen als jetzt schon. Verbraucher wünschen sich individuell zugeschnittene Angebote – nicht in allen Bereichen, aber mit zunehmender Tendenz. Hinzu kommt ganz allgemein eine erhöhte Erwartung an schnellere Produktion und Lieferung. Auch hier sind Automatisierung und autonome Geräte zentral. „Auf lange Sicht ist kein anderes Szenario vorstellbar als geöffnete Systeme und die sogenannte Interoperabilität“, erklärt Heydenreich. Interoperabilität meint die Fähigkeit verschiedener Systeme, nahtlos miteinander zusammenzuarbeiten – dies entscheidet darüber, ob FTS und andere automatisierte sowie autonome Lösungen effizient sind, zum Beispiel durch eine Vermeidung von proprietären Schnittstellen, welche kostenintensiv und fehleranfällig sind.
Lagerbetreiber und Logistikmanager wollen nicht, dass sich ihre Flurförderzeuge in einem anderen IT-System bewegen als der Lkw – denn Transportlogistik und Intralogistik hängen zusammen, sind nur als verzahnte Einheit über verschiedene Orte, Systeme und Geräte denkbar. Ein fahrerloses Transportsystem agiert nicht im luftleeren Raum, sondern muss angebunden sein, zum Beispiel an die entsprechende IT für Warenbestände oder Buchungen.
Und kein Kunde will hier unnötig mehr Geld für die Angleichung und Konfiguration ausgeben, als die Automatisierungslösung selbst schon gekostet hat. Mit dem Standard VDA 5050 beweist die Intralogistik einmal mehr ihre Vorreiter- und Vordenkerfunktion auch für andere Branchen.
VDA 5050 als die relevante Schnittstelle
Das unterstreicht auch: „Logistikprojekte sind schon heute zum größten Teil IT-Projekte“, skizziert Heydenreich. Kaum ein Projekt kommt ohne Software aus: „Die Software bildet den Prozess ab, die Produkte sind dann intelligente Werkzeuge.“ Das verändert langfristig auch die Unternehmen, die damit zu tun haben: Mehr IT-Personal wird benötigt, intern müssen sich zum Beispiel Abrechnungsprozesse ändern. „Umso wichtiger ist uns bei all dem, dass unsere Lösungen keine riesigen IT-Projekte sind, sondern möglichst einfach integrierbar in bestehende Systeme“, betont Heydenreich. Es sei wichtig und im Sinne der Kunden, hier zu simplifizieren.
Dabei ist VDA 5050 allerdings nicht der einzige Open-Source-Standard, der derzeit entwickelt wird. Auch andere Akteure haben das Thema erkannt, darunter Technologieriesen wie Google und Microsoft. „Wer letztlich die Nase vorn haben wird, hängt von einer Vielzahl unterschiedlicher und komplexer Faktoren ab“, räumt Heydenreich ein. Denkbar ist auch, dass es am Ende verschiedene Standards geben wird. Aber derzeit präsentiert sich VDA 5050 als die relevante Schnittstelle, insbesondere in Deutschland: „Aktuell sehen wir keinen anderen Standard, der für uns, unsere Fahrzeuge und Systeme vergleichbar ist“, resümiert Heydenreich. Trotzdem gelte es selbstverständlich, den Markt und das Thema zu beobachten – das nötige Fachwissen und die Kompetenz dazu hat STILL bereits in zahlreichen Automatisierungsprojekten bewiesen.
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